Mister and Mississippi – We Only Part To Meet Again

Plattenkritik: Mister and Mississippi
Bildquelle: 
Albumcover

Ganz unscheinbar, mit einem gemütlichen Trommelrhythmus, geht es los, das zauberhafte Wunderwerk der Band „Mister and Mississippi“. Ein sanfter Einstieg, der einen scheinbar vorsichtig vorbereiten soll auf die musikalischen Höhenflüge, die man beim weiteren Hören ihres neuen Albums „We only part to meet again“ erleben wird.

 

Schon im Opener, „Meet Me At The Lighthouse“, wird ansatzweise klar, wozu diese junge, aufstrebende Band aus den Niederlanden fähig ist. Wenn sich gegen Ende des Mittelteils die Instrumente schleichend verdichten und eine Gitarre effektdekoriert und zielsicher in andere Sphären eintaucht, spürt man bereits sehr gut, was die Band mit ihrem Albumtitel aussagen wollte.

 

Auf ihrer Homepage schreiben die vier, dass das Album unter dem Rahmen einer Verabschiedung auf unbestimmte Zeit steht und dem Versprechen, sich irgendwann wieder zu sehen, auch wenn Zeitpunkt und Ort noch unklar sind. Es handelt von Neuanfängen, davon, eine neue Balance im Leben zu finden. Und genau diese Balance suchen die vier jungen Musiker stets in ihrem musikalischen Zusammenspiel. Die Band formierte sich ursprünglich in Utrecht aufgrund eines gemeinsamen Projektes für eine Schularbeit. Das ist nun erst ein paar wenige Jahre her, und trotzdem schafften sie es mit ihrem Debütalbum im Jahr 2013 bereits ins Vorprogramm von Patrick Watson und Lokalheld Blaudzun sowie in die Herzen vieler eingefleischter Indie-Fans.

 

Als wären sie füreinander geschaffen

 

Ihre Musik verkörpert den Aspekt von Fernweh, Sehnsucht und Melancholie bis aufs Äusserste. Das Konzept für „We only part to meet again“ geht voll auf. Die Stimmen von Sängerin Maxime Barlag und ihrem Gesangspartner Samgar Jacobs harmonieren betörend gut, als wären sie füreinander geschaffen. Das warme, rauchige Timbre von Maxime’s Alt-Stimme schmiegt sich wunderbar an die klare, stabile Stimme Jacobs an. Die beiden wechseln sich im Gesang ein wenig ab, wobei Maxime ganz klar den Lead-Part übernimmt. Das dies eine ideale Wahl ist, zeigt sich vor allem im Titeltrack des Albums „We only part to meet again“. Die ruhig vor sich hinplätschernde Ballade mit epischem Einschlag bietet die perfekte Basis, um Maxime’s engelsgleichen, rauchigen Alt und ebenso ihre fordernden, glasklaren und gleichzeitig kratzigen hohen Töne in wunderschönster Symbiose erklingen zu lassen.

 

Eine ganz neue, ganzheitliche Qualität und Kraft

 

Grundsätzlich kann man ihren Musikstil als Folkrock bezeichnen, der zwar stellenweise verträumt und sphärisch daherkommt, aber trotzdem Dynamik und Kreativität ausstrahlt. Im Gegenzug zu ihrem Debutalbum ist ihnen das auf der neuen Platte auch wirklich gelungen. Während sie damals noch zurückhaltender waren, mehr auf akustische Momente setzten, zeigen sie auf ihrem neuen Werk eine ganz neue, ganzheitliche Qualität und Kraft, ihre Musik wirkt bodenständiger und reifer, zielstrebiger. Man spürt auf ihrem neusten Album auch sehr deutlich, wo Mister and Mississippi ihre Wurzeln haben, denn beim Hören liegen Vergleiche mit der Musik von berühmteren Konsorten wie Bon Iver oder Sigur Ros nahe. Oft entpuppen sich nämlich zuerst unscheinbar anmutende Lieder von einem sanft dahinwippenden Popsong zu einer ausbrechenden, ausufernden Klangsexplosion mit Bläsereinlagen, Streichorchester, vorantreibender Perkussion und einer grossen Ladung Pathetik, die jedoch nie aufgesetzt wirkt.

 

Insbesondere sticht da der zweitletzte Track, „For us To Remember“, hervor, welcher nach einer kontinuierlichen Steigerung gegen Ende an Intensität und Leidenschaft kaum mehr zu übertreffen ist und einen unweigerlich an die überschwenglichen Werke eines Woodkid erinnert.

 

In die Tiefen der menschlichen Sehnsüchte

 

Und so nimmt man es als Hörer dann auch dankbar an, dass der finale Song, der treffenderweise „A Song For The Quiet One“ heisst, einen ruhigen, spielerischen Abschluss bildet. Schliesslich müssen diese überbordenden, intensiven musikalischen Eindrücke auch irgendwie verarbeitet werden. Und spätestens beim berührenden Outro mit Streicher-Ensemble wird niemand mehr daran zweifeln, dass diese Band ganz genau weiss, wie sie in die Tiefen der menschlichen Sehnsüchte vordringt.

 

So kann man „We only part to meet again“ also nur wärmstens empfehlen. Gerade jetzt, in den kalten, grauen Wintermonaten, wird dieses Album seine volle Wirkung entfalten und seinen schützenden, liebevollen und wärmenden Arm um die Seele des Zuhörers legen.  

 

Mister & Mississippi - „Meet Me At The Lighthouse“

 

  • Band: Mister & Mississippi
  • Album: We Only Part To Meet Again
  • Das Album ist seit dem 30. Januar 2015 in der Schweiz erhältlich.
Natascha Evers / Do, 05. Feb 2015